© Dr. med. Rainer Klügel 2011
SCHMERZTHERAPIE
Facetteninfiltration
Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden. Etwa 70 % der in Deutschland lebenden Menschen
haben mindestens einmal jährlich Rückenschmerzen. In Deutschland sind Rückenschmerzen - neben
Atemwegsinfekten - die zweithäufigste Ursache für Arztbesuche. Sie haben demzufolge eine erhebliche
volkswirtschafliche Bedeutung.
Ursachen für Rückenschmerzen können - neben muskulären Problemen, Gelenkblockaden, Bandscheiben-
veränderungen oder Entzündungen - auch Verschleißerscheinungen an den kleinen Wirbelgelenken sein,
sogenannte Wirbelgelenksarthrose (Spondylarthrose) oder auch Facettenarthrose.
Die kleinen Wirbelgelenke (Facetten) sind neben den Bandscheibenräumen die Bereiche in der Wirbelsäule,
in denen Beweglichkeit ermöglicht wird. Der Preis für die Beweglichkeit ist jedoch ein erhöhtes Risiko für
Verschleißveränderungen, wie in allen anderen Gelenken des menschlichen Körpers auch: Die Knorpel-
schichten der benachbarten Gelenkflächen, die deren Gleitfähigkeit gegeneinander gewährleisten, erfahren
durch vermehrte Belastung möglicherweise frühzeitig Verschleißveränderungen, die klassische Arthrose.
Durch gezielte Behandlung der kleinen Wirbelgelenke (Facetteninfiltration oder Facettenblockade) können die
Wirbelgelenksnerven (vorübergehend) ausgeschaltet oder zumindest betäubt werden, so dass der dort aus-
gelöste Schmerz nicht mehr weitergeleitet, also nicht mehr oder zumindest verringert “gespürt” wird. Wenn
diese Injektionen unter Röntgenkontrolle durchgeführt werden, kann die Nadelspitze exakt dort plaziert werden,
wo die Wirkung des Medikamentes erforderlich ist. Die Medikamentenwirkung kann sich dabei auf den engen
Bereich der Wirbelsäule beschränken und führt sehr selten nur zu einer Taubheit oder Schwäche in den Beinen.
Wir führen selbst die Facetteninfiltration an bestimmten Terminen
in der Röntgenabteilung im Krankenhaus Geilenkirchen unweit
unserer Praxis durch. Der Patient muß für die Infiltration nicht
nüchtern sein. Sie erfolgt in Bauchlage und - wie oben beschrieben -
zur Optimierung der Treffsicherheit und Steigerung der Effektivität
unter Röntgendurchleuchtung. Die Infiltration ist in der Regel
schmerzarm und dauert etwa 10 Minuten. Es können in einer
Sitzung 2 bis 6 Wirbelgelenke angespritzt werden. Dabei wird ein
örtliches Betäubungsmittel verwendet, dem entweder etwas Kortison
zugesetzt wurde, oder aber es wird zusätzlich Hyaluronsäure intra-
artikulär injeziert, die die Qualität der Gelenkflüssigkeit und damit
die Gleitfähigkeit der Gelenkpartner verbessert und so Schmerzen
reduziert und Beweglichkeit erhöht.
Die Facetteninfiltration kann bei Bedarf wiederholt werden oder sie
wird - z.B. bei der Hyaluronsäurebehandlung - von Anfang an über
3-5 Sitzungen im Wochenabstand geplant.
Komplikationen durch die Behandlung sind selten. Es können
neben vorübergehender Taubheit oder Muskelschwäche harmlose
Blutungen in die Muskulatur oder aus den Punktionsstellen auf-
treten. In sehr seltenen Fällen kann es zu lokalen Entzündungen
kommen, die unter Umständen eine Eiterung oder Abszessbildung
nach sich ziehen. Bei Fragen oder Unsicherheiten stehen meine
Mitarbeiterinnen und ich jederzeit zur Verfügung.
Die bildwandlergesteuerte Facetteninfiltration ist nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV) enthalten und wird daher im GKV-Bereich als “private Wahlleistung” mit ca. 80,- € pro Sitzung plus Material-/
Medikamentenkosten abgerechnet. Privatkassen zahlen die Therapie in aller Regel anstandslos.